Endlich Sommer

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# Impulse

Endlich Sommer

Liebe Leserin, lieber Leser!

Heller das Blau, feiner das Rot, zarter das Grün, sanfter das Gelb.
Sieh, wie der Sommer sich schmückt
mit Farben und Licht.
Ich wünsche dir,
dass du deine Tage
als Kunstwerk erlebst, farbenfroh und einzigartig,
an denen du dich kaum 
satt sehen kannst.

(Tina Willms)

Ja, nun ist der Sommer da. Es ist richtig schön, wieder draußen zu sein, den Garten zu richten oder einfach nur durch die farbenfrohe und duftstarke Natur zu gehen. Schön auch, die Urlaubszeit vor uns zu sehen.

Überall die Freude. Immer mehr Farben, Düfte und Licht. Das erinnert mich an die Vorboten von neuem Leben, von neuem Licht, neuen Farben in der vergangenen Osternacht.

Ich denke da an unsere Ostergottesdienste, die im April endlich wieder stattgefunden haben. Als das Licht in der Osternacht von einer Konfirmandin in die Kirche getragen wurde, sich ausbreitete und auch die Blumen, von Konfirmanden getragen, in die Kirche zurückkehrten. Da war es schon ganz deutlich. Wir leben vom Geschenk des Lichtes, des Lebens und der Schöpfung. Und weil wir das Leben immer wieder zugesprochen bekommen nach so mancher dunklen Zeit, uns aufrichten dürfen, sind wir auch in der Verantwortung, dieses Leben und diese positive Energie darin zu bewahren, weiterzugeben und zu schützen. In den Gottesdiensten unserer „Sommerkirche“, die draußen in Gottes Schöpfung stattfinden werden, wollen wir uns daran erinnern lassen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben und diese Schöpfung mit unserem ganzen Sein zu bewahren.

Ich muss da sofort an Noah denken.

Noah ist unser Vorbild für Schutz und Bewahrung. Für uns ist er von daher einer der großen Helden der Geschichte.

Ein anderer Held war Prometheus. Der Held des antiken Mythos kämpfte darum, die Menschen von ihrer Sterblichkeit zu befreien. Er stahl den Göttern das Feuer, die Energie zum Aufbau der menschlichen Kultur. Prometheus steht für menschliche Allmachtsphantasien, für grenzenlose Selbstentfaltung, grenzenloses Wachstum und immer weiter steigenden Reichtum.

Noah ist gewissermaßen sein Gegenbild. Inmitten einer ökologischen und politischen Katastrophe trumpft er nicht auf, sondern sucht den Einklang mit dem Schöpfer, nach dessen Gebot er die Rettung organisiert. Er handelt, setzt sich ein, lässt sich nicht beirren. Er überlebt die Sintflut, nicht indem er vor ihr flieht, sondern indem er sich Gott mit dem Bau der Arche anvertraut. Er hatte den Einklang mit dem Schöpfer gesucht. Er will nicht der Titan sein, der alles allein bewältigt und damit Gott und die Erde heroisch herausfordert, sondern richtet sein Vertrauen auf Gott, der ihm hilft, diese Situation zu überwinden und zu überleben.

Und ums Überleben geht es auch heute, das zeigt uns der unmenschliche und grausame Krieg in der Ukraine. Hier zeigt sich deutlich, wie die Interessen von stetig steigendem Wachstum, Ausbreitung auf Kosten anderer, den Ideen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung entgegenstehen.

Die Kardinalfrage für uns lautet: Was brauchen wir Menschen für ein erfülltes, glückliches Leben? Weniger kann oft mehr sein, langsamer besser als schneller, Qualität besser als Quantität. Auch hier hilft uns Noah. Ein wesentlicher Zug seines Denkens und Glaubens ist der Dank. Danken ist eine Weise, sich zurückzunehmen, verändert den Blickwinkel. Prometheus sieht keinen Anlass zum Danken. Goethe lässt ihn in seinem Prometheus-Gedicht zu sich selber sagen:

Wer rettete vom Tode mich, von Sklaverei?

Hast du‘s nicht alles selbst vollendet,

heilig glühend Herz?“

Am Ende ist Prometheus angeschmiedet über einem Abgrund des Kaukasus, aber über Noah spannt sich der bunte Regenbogen Gottes und die Verheißung:

 „Solange die Erde steht, 
sollen nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer
und Winter, Tag und Nacht.“

So lassen Sie uns das in den schönen Monaten der Sonne und des Lichtes, der frohen Farben und des leichteren Seins nicht vergessen. Damit wir und auch unsere Kinder diese Welt weiterhin als Kunstwerk von Farben, Licht und Düften, an denen wir uns nicht satt sehen, erleben können.

 Herzlichst

Ihr Pfarrer Michael Stichling

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