02/07/2024 0 Kommentare
Gedanken zur Jahreslosung 2023
Gedanken zur Jahreslosung 2023
# Impulse
Gedanken zur Jahreslosung 2023
„Du bist ein Gott, der mich sieht“.
(1. Mose 16,13):
Gott sieht mich. Sehen und gesehen werden sind zwei wichtige Grundlagen unseres menschlichen Lebens. Jemanden sehen oder sehen können ist etwas sehr persönliches, sehr nahes. Hagar fühlt sich von Gott erkannt, in allen ihren Dimensionen und Facetten.
Unser Text stammt aus dem 1.Buch Mose, der Genesis und steht in Kapitel 16, Vers 13. Das Buch Genesis bildet den Anfang der Bibel. Auf den Seiten werden starke Geschichten erzählt über Menschen, die sich streiten, neu anfangen oder scheitern.
Der gekürzte Bibelvers der Jahreslosung 2023 bezieht sich auf eine dramatische Geschichte. Es geht um das Ehepaar Abram und Sarai. Sarai ist unfruchtbar und bittet daher ihren Mann, ein Kind mit der Magd Hagar zu zeugen. Doch die Schwangerschaft sorgt für einen Konflikt zwischen den Frauen. Sie demütigen und verachten sich. Für Hagar scheint die Lage ausweglos zu sein, sie flieht. Heimatlos und einsam läuft sie zu einer Wasserquelle in der Wüste. Dort begegnet ihr ein Engel, der ihr rät, zu Abram und Sarai zurückzukehren. Der Engel prophezeit, dass Hagar so viele Nachkommen bekommen wird, dass "sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.“ Hagar betet an der Wasserquelle zu Gott und stellt fest: "Du bist ein Gott, der mich sieht". Diese Aussage ist ungewöhnlich, denn es geht hier um die Selbstwahrnehmung. Hagar hat das Gefühl, so gesehen zu werden, wie sie ist, von Gott in ihrem Dasein erkannt zu werden. Jemanden sehen oder sehen können ist etwas sehr persönliches, sehr nahes. Hagar fühlt sich von Gott dem Schöpfer erkannt, in allen ihren Dimensionen und Facetten.
Dazu fallen mir auch Worte aus Psalm 139 ein. „Deine Augen sahen mich als
ich noch nicht bereitet war.“ Vielleicht lesen Sie den ganzen Psalm 139 oder legen ihn neben diese Gedanken zu Hagar und unserer Jahreslosung. So wundervolle Gedanken und Bilder für unser Leben und unsere stete Verbindung zu Gott können wir da lesen und sehen.
Gott sieht uns. Gott kennt uns.
Gott hat das bewusst gelenkt.
Gott hat sich das ausgedacht.
Dass es uns geben sollte.
Ein jeder von uns ist eine besondere Idee Gottes, die Wirklichkeit geworden ist. Für einen jeden und eine jede von uns hat sich Gott Zeit genommen und sich unsere Merkmale und unsere Fähigkeiten überlegt und sie dann in uns hineingelegt.
Aber der Psalm spricht nicht nur von unserem Anfang. Das lesen wir im Psalm mit der Erwähnung der Tage. Dem einen werden 25 Jahre, dem anderen 85 Jahre gewährt. Aber ob viele oder wenige Jahre: das Wunder bleibt das gleiche: Gott ist auch unser Schöpfer. Wer den ganzen Psalm liest, der entdeckt, daß es um unser Leben auf dieser Welt überhaupt geht.
Das ist die schöne und tröstliche Botschaft dieses Psalms und auch unserer Jahreslosung, daß uns gesagt wird: wo immer du bist, wo immer du lebst, wohin auch immer du vor Gott wegrennst, es gibt keinen Ort, an dem du Ihm entgleiten kannst, an dem Gott dich aus der Hand verliert. Gott überwacht uns nicht, sondern birgt uns, schützt uns, bewahrt uns. Gott sieht Dich an Deinen fröhlichen Tagen und sieht Dich auch an in Deinen elenden Tagen. Er sieht Dein Lachen, sieht Deine Tränen, sieht Deine Freude, sieht Deine Verzweiflung. Gott sieht Dich.
So wie wir das von Hagar in unserer Jahreslosung gelesen haben: „Du bist“, so sagte Hagar, „ein Gott, der mich sieht“. Ein Gott, der Augen hat, der wahrnimmt. Machen wir uns klar, was für ein Blick Gottes das ist, der da auf uns ruht. Wenn Gott uns sieht er alle unsere Tage. Die Gewesenen und auch die, die noch kommen werden. Ist das nicht tröstlich, dass einer den Überblick behält? Ist das nicht tröstlich, dass sich unser Leben nicht im Nirgendwo verliert, dass wir nicht „aus den Augen, aus dem Sinn sind“, sondern dass Gott uns im Auge behält? Egal was wir getan haben, was wir gerade tun oder noch tun werden. In den hellen und schönen, wie auch in den dunklen und schwarzen Momenten meines und unseres Lebens. Ich meine wohl, dass das tröstlich ist. Das heißt doch: Absolut verlassen und vergessen ist man doch nie und nirgends auf dieser Welt. Sicher ist unser Lebensweg nicht immer ein Königsweg. Wir irren, machen Fehler und tun was Gott dann nicht mehr so gut gefallen hat. Was Gott mit Schmerzen sah. Was er mit Kopfschütteln oder gar mit Wut sah. Wenn auch alle Menschen wegschauen oder mich böse anschauen, mich nicht so sehen wie ich wirklich auch bin, sondern mich festnageln und stigmatisieren auf das was ich auch getan habe.
Ich selber weiß aber: Gott hat mich im Blick. Aber – das ist das Entscheidende. Er wendet seinen Blick nicht ab. Verurteilt nicht. Schickt mir keine bösen Blicke. Gott bleibt dabei. Er sieht mich, uns, Jede und Jeden von uns.. Er sieht uns an. Mit Freude über uns, das Gute, was wir eben auch gewirkt und geschaffen haben.
Wir haben gehört, wie Hagar das Kraft gegeben hat, wieder zurück zu kehren und sich ihrer Herrin Sara zu stellen.Gegen diesen barmherzigen, liebevollen Blick Gottes, den sie gespürt hatte, den sie sich wieder neu bewusst gemacht hatte, konnten die bösen Blicke Saras nicht ankommen. Hagar wusste sich als eine geliebte Tochter Gottes.
Sehen wir uns noch eine andere Bibelstelle an, die vom Sehen Gottes spricht.
„Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater ..“
Sie haben gemerkt, aus welcher berühmten Geschichte dieses Zitat stammt: der Geschichte vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater. (Lukas 15,11-32)
Der Sohn ist weg. Entschwunden in die weite Welt. Schon lange ist es her. Nichts hat er von sich hören lassen. Der Sohn denkt an sich. Aber der Vater denkt an ihn. Und so steht der Vater Tag für Tag am Gartenzaun und sucht mit seinen Augen den Horizont ab. Weil er denkt, weil er erwartet, dass sein Sohn/Tochter wiederkommt. Voller Sehnsucht schaut er aus und wird darin nicht müde.Und wieder stellen wir uns vor, was das für ein Blick war.
Ein verlangender Blick. Ein Blick gesättigt, gefüllt von Liebe. Ein Herzens-Blick.
Es ist schade, dass starke Emotionen, intensivste Beschäftigung, leidenschaftliches Ausüben bei uns schnell als unangemessen oder verdächtig gilt. Der Vater in unserem Gleichnis, in seiner Leiden-schaft und Sehnsucht – er steht für Gott. Wo Ihm eines seiner Geschöpfe davongelaufen ist, da wartet er jetzt sehnsüchtig auf die Rückkehr. Gott wird nicht müde.Und lässt nicht nach, wird nicht schwach in seiner Sehnsucht. Gott steht und sieht und wartet. Seine Herzens-Augen suchen den Horizont ab, in der Erwartung endlich den Sohn, die Tochter zu entdecken, die zurückkommen.„Als er noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater ...“ O, was ist das für ein Sehen!
Und das müssen wir zusammennehmen:
Die Antwort Gottes auf unser eigenes Suchen und Fragen und die Art, wie er Jede und Jeden von uns anschaut. Er schaut uns mit einem liebevollen Blick an, mit Augen, die leuchten vor Gnade und Barmherzigkeit. Spürst du meinen Blick, mein Kind? Ich liebe dich. Ich will das Beste für dich.Ich will, dass Dein Leben gelingt. Ich will, dass du zum Ziel kommst.
Auch wenn Du auch auf Irrwegen oder Abwegen warst oder noch kommen wirst. Ich sehe Dich. Ich verzeihe Dir. Tue fortan das Richtige. Dazu fordere ich Dich heraus. Ich sage das, was Du sicher als Herausforderung wahrnimmst, aber aus Liebe zu dir. Ich sehe Dich, ich sehe Dich an. Und in meinem Blick liegt mein ganzes Wesen. In meinem Blick liegt meine ganze Liebe für Dich.“
Er bleibt so bei dem, was Hagar erfuhr: „Du bist ein Gott, der mich sieht“.
(Michael Stichling)
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