02/07/2024 0 Kommentare
Alexander Kaestner ist gestorben
Alexander Kaestner ist gestorben
# Aus der Gemeinde
Alexander Kaestner ist gestorben
Bis 2007 war Alexander Kaestner Pfarrer in der Evangelischen St.Thomasgemeinde. Wer sich noch an ihn erinnert, dem und der steht wahrscheinlich seine lebendige Erscheinung vor Augen: mit wehendem Mantel, blauem Koffer, lockigem Haar war er unterwegs. Aufmerksam, den Menschen zugewandt, hörte und sprach er. Neben allem, was er vor Ort machte, war er im Vorstand der christlich-jüdischen Gesellschaft und der Männerarbeit engagiert. In Sitzungen schrieb er oft Protokoll, die Dinge auf den Punkt bringend. Selten bekam man das Protokoll nicht innerhalb von 24 Stunden. In einer Zeit, als Handys noch nicht jeder Hand waren, besaß er eins. In die St. Thomasgemeinde kam er mit einem besonderen Auftrag.
1992 wurde eine Pfarrvikarstelle in der Gemeinde geschaffen für das neu entstehende Mertonviertel. Zugeordnet war die Stelle zugleich dem Amt für Industrie- und Sozialarbeit. Es war ein besonderes Projekt: wie konnte in dem neuen Stadtteil, der zur Hälfte aus Dienstleistungsunternehmen bestand kirchliche Präsenz aussehen? Wie der Kontakt zu den dort Arbeitenden hergestellt werden? Alexander Kaestner baute Beziehungen auf. Die erste Idee, einen Kirchenladen in der Mertonpassage zu eröffnen, ließ sich nicht verwirklichen. Dafür entstand als ökumenisches Projekt die Kirche im Rondell. in Zusammenarbeit mit Martina Kitz-Paech von der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul entstanden viele spannende Angebote für die Menschen im Mertonviertel.
Im Jahr 2000 strich die Landeskirche der Gemeinde eine Pfarrstelle. Dem Kirchenvorstand war die Arbeit in der Kirche im Rondell so wichtig geworden, dass sie sie wenigstens im Kern bewahren wollte. So blieb Alexander Kaestner, auch wenn sich die Schwerpunkte seiner Arbeit verschoben und er mehr in die „normale“ pfarramtliche Arbeit der Gemeinde einstieg. In den letzten Jahren seines Berufslebens setzte er neue Schwerpunkte. Trauerarbeit und das Thema Kriegskinder waren ihm wichtig. Noch nach seinem Ruhestand war er der Hospizarbeit ehrenamtlich verbunden.
Als ich ihn vor ein paar Jahren zufällig auf dem Hauptfriedhof traf, zog er sein Bein nach. Ein Schlaganfall schränkte ihn ein. Auto konnte er nicht mehr fahren, erzählte er, „jetzt fahr ich halt öffentlich“. Seine Selbständigkeit wollte er sich nicht nehmen lassen. Ende letzten Jahres ging er ins Pflegeheim. Gestorben ist er am 5. Dezember.
Pfarrer Reiner Dietrich-Zender
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