02/07/2024 0 Kommentare
Gedanken zum Monatsspruch August
Gedanken zum Monatsspruch August
# Impulse
Gedanken zum Monatsspruch August
Denn Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich. (Psalm 63,8)
Ich stelle mir den biblischen David vor als er noch kein König war, sondern je nach Blickwinkel Räuberhauptmann, Freiheitskämpfer, oder Terrorist. Verfolgt von König Saul hockt er in einem Heiligtum und ist dankbar für das Kirchenasyl, das ihm gewährt wird. Er betet zu Gott: Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich.
David ist für den Moment geholfen. Seine Verfolger respektieren das Heiligtum: Hier galt Asyl, gab es keine Verfolgung oder Bedrohung, keinen Angriff oder Zugriff – hier herrschte Frieden. David muss sich nicht um seine Verteidigung, einen neuen Fluchtweg und um seine Feinde kümmern. Er darf einfach da sein als Mensch vor Gott und mit ihm reden. Er dankt ihm und bringt seine Freude zur Sprache. David fühlt sich sicher und geborgen. Er kann durchatmen, sich neu sortieren, überlegen wie es weitergeht. Er verweilt „unter dem Schatten von Gottes Flügel“.
Früher habe ich in meiner Vorstellung damit das Bild einer Henne verbunden unter deren schützenden Flügel sich die Küken verkriechen, so wie ich mich als Kind gerne in die Arme meiner Mutter gekuschelt habe. Heute verstehe ich auch die Wohltat des Schattens in sengender Hitze gut. So nimmt Gott den Menschen an, der sich ihm zuwendet. Daran glaube ich, darauf hoffe ich.
Aber ich bin nicht blind: Wir leben in einer Welt in der unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung mal wieder Bücher verbrannt werden, gerne auch Bücher, die anderen Menschen heilig sind. Das Recht auf Individuelles Asyl nicht nur in Kirche oder Heiligtümern, sondern auch als Grundrecht unseres Staates wird in Zweifel gezogen.
Manche, die daran beteiligt sind, sprechen noch die Worte Davids: Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich.
Sie rechnen nicht damit, dass unser Gott ein lebendiger Gott ist, der auch anders kann: »Der Herr ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.« (4.Mose 14.18)
Dieses Versprechen passt nicht recht in unser modernes Gerechtigkeitsempfinden – es empört eher. Was können die Kinder für die Taten ihrer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Ur-Urgroßeltern?
Nichts, aber sie baden sie aus. Schauen sie auf die Klimaveränderung!
Mit den Worten Davids „Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich“ können wir Zuflucht finden, Asyl bei Gott. Eine Atempause und Kraftquelle um unsere Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen. Trotz allem, was in der Welt geschieht Gott zu vertrauen und nicht der Stimme der Ohnmacht, die sagt: „Du kannst sowieso nichts tun. Du zählst nicht“. Da höre ich eine andere Stimme in mir „Doch, Du zählst!“
Pfarrer Reiner Dietrich Zender
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