Gedanken zum Monatsspruch Oktober

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Gedanken zum Monatsspruch Oktober
Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. (Jakobus 1, Vers 22)

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ – Glauben ohne tätige Nächstenliebe ist nichts wert – mit diesem Anspruch kommt der Jakobusbrief daher. Für Martin Luther war der Brief eine „stroherne Epistel ohne Evangelium“, also kein echtes biblisches Glaubensdokument. Nicht das Luther etwas gegen tätige Nächstenliebe gehabt hätte – von ihm stammt ja das schöne Bild, dass ein guter Baum gute Früchte bringt, also ein guter Christenmensch selbstverständlich Gutes tut. Was Luther gegen den Brief aufbrachte, war, dass Jakobus den Eindruck vermittelt, wir könnten mit unseren guten Werken vor Gott gerecht werden.  Salopp gesagt: du musst dich nur genügend anstrengen, dann klappt das schon mit der Gerechtigkeit. Dagegen hält Luther: wir brauchen Gott nichts beweisen, das können wir gar nicht. In Jesus Christus offenbart Gott, dass er uns gerecht macht und dass es von daher nicht auf unsere Guttaten ankommt. Gott macht uns gerecht und lässt sich von uns nicht bestechen – wir sind darauf angewiesen, dass Gott uns so nimmt wie wir sind und daran dürfen wir glauben. Im Sinne Luthers lässt sich sagen: höre auf das Wort, das sich in Jesus Christus offenbart und vertraue darauf, sonst betrügst Du dich selbst.

Worin liegt der Betrug?

Wenn ich durch mein Handeln in erster Linie selber gesehen werden will, ich durch meine Taten versuche Anerkennung zu erringen und ich mich vom Applaus und den bewundernden Blicken anderer abhängig mache, dann werde ich mir zeitlebens selber im Weg stehen. Es ist schön Anerkennung zu bekommen, zu spüren „ich gehöre dazu“, aber das muss ich mir nicht erarbeiten oder erkämpfen. Die christliche Alternative lautet: du bist angenommen. Gott liebt dich wie du bist – er nimmt dich mit deinen Schattenseiten. Du brauchst dich nicht zu mühen und abzustrampeln. Sei Du selbst!

Ich glaube diese befreiende Botschaft, die Luther in Jesus Christus neu entdeckt hat, hat nichts an Aktualität verloren.

Nichtsdestotrotz brauch die Wahrheit des Jakobus darüber nicht unterzugehen. Ohne gute Früchte ist der Baum wohl krank. Wer sich von Gott geliebt glaubt, aber sich nicht liebevoll seinem und ihren Nächsten zuwenden kann, muss sich fragen lassen: Betrügst Du dich nicht selbst?

Gottes Liebe lässt sich nicht einsperren, sie will lebendig sein im Austausch mit anderen.

 Pfarrer Reiner Dietrich Zender

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