Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. (Ps 147,3)

Die Worte stammen aus dem Psalm 147 und eigentlich geht es um Musik, genauer um das Singen. So heißt es im ersten Vers: „Gut ist es, unserm Gott zu singen; schön ist es ihn zu loben.“ Der Psalm gehört ursprünglich gesungen. Ein Dank – und Loblied darauf, dass zerbrochene Herzen geheilt und Wunden verbunden werden. Leider sind uns die Noten nicht überliefert, so dass wir die Melodie nicht kennen. Und ich denke spontan an ein anderes Lied, das Udo Lindenberg gesungen hat und scheinbar das Gegenteil sagt: „Ein Herz kann man nicht reparieren. Ist es einmal entzwei, dann ist alles vorbei. Niemand weiß wie das geht… da rinnen Tränen nur…alles bleibt leer und auch der Arzt hilft nicht mehr“.

Zerbrochene Herzen heilen- wie soll das gehen? In Udos Lied ist das einer Frau vorbehalten, die mit Zaubermedizin kommt und sagt „Kleiner, ey, lass mich mal sehen. Ich glaub, das kriegen wir wieder hin“ und dann heißt es auf einmal in dem Lied: „Ein Herz kann man reparieren. Ist doch gar nicht so schwer. Und’n Arzt brauchen wir nicht mehr“. Eine passende Kur kann Udo allerdings empfehlen „da hilft Küssen nur“. In diesem Lied geht es um zwischenmenschliche Liebesbeziehungen, um die Gefühle, wenn sie auseinandergehen und mindestens eine*r mit zerbrochenem Herzen und großer innerlicher Leere dasteht. Ich glaube, es gibt kaum jemanden die oder der das nicht schon einmal erfahren hat.

Lieder und Worte, die den Gefühlen Ausdruck geben, können helfen – so meine Erfahrung. Manchmal liegt es auch am Rhythmus. In Lindenbergs Lied schlägt die Trommel wie der Herztakt.

Das zerbrochene Herz lebt und trägt durch die persönliche Katastrophe hindurch zu dem neuen Kontakt mit der „Zaubermedizin“. Ich glaube, in der Musik kann der Heilige Geist mitschwingen, einen am Leben halten und lebendig machen, oder schlicht die Offenheit schenken, wieder mit anderen in Kontakt zu kommen. Nicht nur oberflächlich, sondern in tiefer Art und Weise. Das zeichnet Liebesbeziehungen ja aus, und da gibt es die Unterschiedlichsten in unterschiedlichen Lebensphasen. Nicht zu allen dieser Liebesbeziehungen passt küssen. Wobei es gerade zur Gottesbeziehung bei unseren orthodoxen Schwestern und Brüdern dazu gehört Ikonen zu küssen …

Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. (Ps 147,3)

In diesen Worten steckt eine große Macht, wenn sie nicht nur daher gesagt werden, sondern mit sinnlicher Erfahrung einhergehen wie Küssen, Musik, eine Berührung, ein Blick …ein Ereignis das Lebendigkeit schenkt.

Aber Vorsicht! Dies ist keine Gebrauchsanleitung zum Heilen gebrochener Herzen. Jemand anders mit Küssen, oder eigener Lieblingsmusik zu überfallen, kann auch Verletzung und Ärger verursachen. Lieber daran denken: ich bin es gar nicht, der zerbrochene Herzen heilt, sondern Gott - und ob er mich zu seiner Zaubermedizin macht, lässt sich treffend an der Reaktion und den Worten meines Gegenübers feststellen. In diesem Sinne: Gott heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden!

Pfarrer Reiner Dietrich-Zender