25/09/2024 0 Kommentare
Gedanken zum Monatsspruch Oktober
Gedanken zum Monatsspruch Oktober
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Gedanken zum Monatsspruch Oktober
"Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß." (Klagelieder 3,22-23)
Wer sich die Mühe macht einmal im Büchlein der Klagelieder in der jüdischen Bibel nachzuschlagen, was denn im dritten Kapitel dort steht, wird sich die Augen reiben.
Jeremia wurden traditionell die Klagelieder zugeschrieben, weil der Verfasser wie Jeremia Augenzeuge der Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. war.
Der Mensch aus dessen Feder die Klagelieder stammen, schreibt: Ich bin ein von Leid geprüfter Mann. Gott schlug mich mit der Rute seines Zorns. Vertrieben hat er mich aus meiner Heimat. Sämtliche Glieder hat er mir zerschlagen. Eingeschlossen in Bitterkeit und Qual. In tiefste Dunkelheit versetzt. Um Hilfe geschrien: Doch Gott hat seine Ohren verschlossen. Schmerzen bereitet ohne Ende. Einen zum Gespött der Völker gemacht, eine Lachnummer. Eindeutig: Gott hat den Seelenfrieden geraubt, Glück zu einem Fremdwort gemacht und jegliche Hoffnung zerstört.
Was bleibt diesem Menschen?
Der Gang in sein Innerstes, wo er auf einen Funken Hoffnung stößt. Allen Erfahrungen zum Trotz.
Ein Trotzdem, dass ihn sagen lässt:
"Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß."
Es ist ein radikaler Blickwechsel, der wieder Mut und Hoffnung aufkommen lässt. Schon die Tatsache, überhaupt noch zu leben, kann er nun als Zeichen der Güte Gottes sehen. Und aus dieser Erkenntnis leitet er dann auch die Hoffnung ab, die er direkt danach formuliert: „Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. Es ist ein köstliches Ding, geduldig zu sein und auf die Hilfe des HERRN zu hoffen.“ (Klgl 3,24-27)
Das ist eine Hoffnung gegen die aktuelle Erfahrung des Leidens. Eine Hoffnung, die ihn an Gott festhalten lässt, obwohl kein Ausweg in Sicht ist. „Wenn der Herr einen Menschen verstößt, dann verstößt er ihn nicht für immer. Auch wenn er straft, erbarmt er sich wieder. Unfassbar groß ist seine Güte. Denn es bereitet ihm keine Freude, die Menschen zu strafen und leiden zu sehen.“ (Verse 31-33). Das Spannende an den Klageliedern ist, dass er erst mal zum Aushalten der Ohnmacht, dem Hinnehmen, was nicht zu ändern ist, dem Hinnehmen von Demütigungen und Hinhalten der anderen Backe, wenn man geschlagen wird, auffordert. Dann aber rhetorische Fragen stellt: Ist es richtig, den einfachen Mann um sein Recht zu bringen, oder das Recht zu verdrehen? Ist es richtig die Gefangenen mit Füßen zu treten?
Die Schlussfolgerung, die sich in den Klageledern findet, hat nichts an Aktualität eingebüßt: Lasst uns über unser Leben ernsthaft nachdenken! Lasst uns umkehren zu Gott!
Denn: "Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß."
Ihr Pfarrer Reiner Dietrich-Zender
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